Islam’s Golden Age: An Archaeological Nonentity
Das Goldene Zeitalter des Islam: Ein archäologisches Nichts
دوران زرین اسلام : یک باستان شناسی ناباشنده
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Islam’s Golden Age :
An Archaeological Nonentity
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Das Goldene Zeitalter des Islam :
Ein archäologisches Nichts
Das Goldene Zeitalter des Islam: Ein archäologisches Nichts
"Das islamische Goldene Zeitalter des späten siebten bis mittleren zehnten Jahrhunderts, in dem der Islam sich angeblich im Licht der Wissenschaft und Gelehrsamkeit gesonnt hat, ein kompletter Mythos ist, und daß keine solche Epoche jemals existierte. Die Beweise dafür sind archäologischer Natur." John J. O’Neill
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Von John J. O’Neill
Das Goldene Zeitalter des Islam: Ein archäologisches Nichts
In meinem kürzlich erschienenen Buch “Holy Warriors: Islam and the Demise of Classical Civilization” habe ich detailliert argumentiert, daß der Islam, weit davon entfernt, eine Kraft der Aufklärung im sogenannten Dunklen Zeitalter zu sein, tatsächlich verantwortlich war für die Zerstörung der alphabetisierten und städtischen Zivilisation, die wir jetzt die klassische nennen, und daß es, wenn überhaupt, der Islam war, der Europas Abstieg in die Rückständigkeit während des Mittelalters verursachte. An derselben Stelle habe ich im Detail argumentiert, daß das islamische Goldene Zeitalter des späten siebten bis mittleren zehnten Jahrhunderts, in dem der Islam sich angeblich im Licht der Wissenschaft und Gelehrsamkeit gesonnt hat, ein kompletter Mythos ist, und daß keine solche Epoche jemals existierte. Die Beweise dafür sind archäologischer Natur.
Bis zum neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert waren Gelehrte gezwungen, sich hinsichtlich ihres Wissens über die Welt der Antike und des Mittelalters gänzlich auf schriftliche Quellen zu verlassen. Der kompetente Historiker hatte natürlich immer die entscheidende Fähigkeit gehabt, zwischen Fakten und Fabeln zu unterscheiden, zwischen Propaganda und ehrlicher Berichterstattung. Es gab auch ab dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert eine ausgereiftere Form der Textkritik. Dennoch, egal wie kritisch der Gelehrte war, am Ende war alles, womit er arbeiten konnte, das geschriebene Wort. Aber dies alles begann sich im neunzehnten Jahrhundert zu ändern. Von da an hatten die Gelehrten etwas Unabhängiges, mit dem sie die Behauptungen der Chronisten und Annalenschreibe von einst überprüfen konnten: die Wissenschaft der Archäologie.
Bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts hatten die Archäologen begonnen, ein recht umfassendes Bild der Archäologie Europas und des Nahen Ostens zusammenzufügen. In der Tat gehörten und gehören mehrere Gebiete des Nahen Ostens, wie Ägypten, Palästina und der Irak, zu den am gründlichsten durch Ausgrabungen erforschten Regionen der Erde.
Mittelalterkundler waren natürlich sehr daran interessiert gewesen, etwas Licht auf die romantische, wenn auch anscheinend fabelhaft reiche und kultivierte islamische Welt des siebten, achten und neunten Jahrhunderts zu werfen. Seltsame und wundersame Geschichten wurden über diese Epoche erzählt, wenngleich alle darin übereinstimmten, daß es ein Zeitalter hoher Zivilisation war. In der Tat wurde das siebte bis zehnte Jahrhundert, wie wir sahen, als das islamische Goldene Zeitalter betrachtet.
Dies war das Zeitalter der Omayyaden- und Abbasidenkalifen; die romantische Epoche von Scheherazade und Harun al-Raschid, dem fabelhaft reichen Kalifen von Bagdad, von dem es heißt, daß er die Verkleidung eines gewöhnlichen Mannes angelegt und nachts durch die schwach beleuchteten Straßen der Metropole gewandert sei – einer Stadt von angeblich einer Million Menschen. Diese Epoche, und diese allein, soll das Zeitalter der kulturellen Vorherrschaft des Islams markiert haben. Man betrachte die folgende Beschreibung eines englischen Historikers über das Cordoba des achten bis zehnten Jahrhunderts, typisch für das Genre:
„In Spanien … führt die Gründung der Omayyaden-Macht eine Ära beispielloser Pracht herbei, die ihren Höhepunkt im frühen zehnten Jahrhundert erreicht. Die große Universität von Cordoba ist gedrängt voll mit Studenten … während die Stadt selbst das Staunen von Besuchern aus Deutschland und Frankreich erregt. Die Ufer des Gualadquivir sind gesäumt von luxuriösen Villen, und – geboren aus einer Laune des Herrschers – erhebt sich der berühmte Palast der Blume, eine fantastische Stadt der Freuden.“(H. St. L. B. Moss, „The Birth of the Middle Ages; 395-814“, Oxford University Press, 1935). Alle stimmten darin überein, daß die islamische Welt in späteren Jahren, vom elften Jahrhundert an, schnell hinter den Westen zurückzufallen begann.
Nach dem Wort der geschriebenen Geschichten erwarteten die Archäologen also, von Spanien bis zum östlichen Iran eine blühende und lebhafte Kultur zu finden; eine islamische Welt enormer Städte, ausgestattet mit all dem Reichtum der Antike und dem Beutegut, das in den moslemischen Eroberungskriegen angesammelt worden war. Sie hofften, Paläste zu finden, öffentliche Bäder, Universitäten und Moscheen, alle reich mit Marmor, Keramik und Steinschnittarbeiten verziert.
Tatsächlich fanden sie nichts dergleichen.
Das archäologische Nichterscheinen des islamischen Goldenen Zeitalters ist sicherlich eine der bemerkenswertesten Entdeckungen, die im vergangenen Jahrhundert ans Licht kamen. Es hat nicht für die sensationellen Schlagzeilen gesorgt, die wir erwarten würden, aus dem simplen Grund, daß eine Nichtentdeckung für die Öffentlichkeit weit weniger interessant ist als eine Entdeckung. Andererseits stellten sich die Archäologen vor, während sie vergeblich Ausgrabungsstätte um Ausgrabungsstätte durchsuchten, daß sie nur kein Glück gehabt hätten; daß mit der Ausgrabung des nächsten Tages die fabelhaften Paläste und Bäder enthüllt werden würden. Und dies ist nun schon seit hundert Jahren das Muster gewesen…
In Wirklichkeit ist die islamische Welt über grob drei Jahrhunderte eine buchstäbliche Leerstelle. Im Normalfall finden wir ein oder zwei Fundstücke, die dem siebten Jahrhundert zugeschrieben werden, dann über drei Jahrhunderte nichts, dann ein Wiedererscheinen archäologischen Fundmaterials im mittleren oder späten zehnten Jahrhundert. Nehmen Sie zum Beispiel Ägypten. Ägypten war im frühen Mittelalter das größte und bevölkerungsreichste islamische Land.
Die moslemische Eroberung des Landes fand 638 oder 639 statt, und wir sollten erwarten, daß die Invasoren fast sofort angefangen hätten, unter Nutzung des Reichtums des Landes zahlreiche und prächtige Gebetsstätten zu bauen – aber augenscheinlich taten sie das nicht. Nur zwei Moscheen in ganz Ägypten, beide in Kairo, sollen aus der Zeit vor dem elften Jahrhundert stammen: die Amr ibn al-As, 641 n. Chr., und die Ahmad ibn Tulun, 878 n. Chr. Jedoch weist das letztere Gebäude viele Merkmale auf, die man nur bei Moscheen des elften Jahrhunderts findet, daher ist ihre Datierung mit 878 umstritten. Also haben wir in Ägypten eine einzige Gebetsstätte, die Moschee Amr ibn al-As, die aus der Zeit drei Jahre nach der moslemischen Eroberung stammt, dann weitere dreieinhalb Jahrhunderte lang nichts. Warum sollten die Moslems in einer enormen Stadt mit vielleicht bis zu fünf Millionen Einwohnern über dreihundert Jahre warten, bevor sie sich eine Gebetsstätte bauen?
Und es ist dasselbe in der ganzen islamischen Welt. Egal, wohin wir gehen, von Spanien bis in den Iran, es gibt buchstäblich nichts zwischen ca. 650 und 950. Spanien soll, wie wir gesehen haben, in den zwei Jahrhunderten nach der arabischen Eroberung des Jahres 711 angeblich eine Blüte der islamischen Kultur und Zivilisation erlebt haben; und die Stadt Cordoba soll zu einer hochentwickelten Metropole mit einer halben Million Menschen oder mehr herangewachsen sein…
Wir erinnern uns an die Beschreibung einer blühenden und sehr reichen Metropole durch den oben zitierten Autor. Dennoch gab derselbe Autor zu: „Wenig bleibt von der Architektur dieser Periode.“ Wenig, in der Tat! Tatsächlich ist das einzige moslemische Bauwerk in ganz Spanien, das aus der Zeit vor dem elften Jahrhundert stammt, die sogenannte Moschee von Cordoba; und sogar diese ist streng genommen kein islamisches Bauwerk: es war ursprünglich die westgotische Kathedrale von St. Vinzenz, die – angeblich in den Tagen von Abd er-Rahman I. – in eine Moschee umgewandelt wurde. Dennoch könnten die existierenden islamischen Merkmale gleichermaßen in die Zeit von Abd er-Rahman III (spätes 10. Jhd.) gehören, von dem wir wissen, daß er Umbauarbeiten an der Kathedrale durchführte, indem er ein Minarett und eine neue Fassade hinzufügte. (Louis Bertrand, „The History of Spain“, 2. Auflage, London 1945, S. 54)
Der Großteil der islamischen Merkmale des Gebäudes stammt in Wirklichkeit aus der Zeit nach Abd er-Rahman III, und es gibt keine sichere Möglichkeit, irgendetwas davon ins achte Jahrhundert zu datieren.
Die Armut der sichtbaren islamischen Überbleibsel wird normalerweise damit erklärt, daß die Christen die moslemischen Monumente nach der Rückeroberung der Stadt zerstört hätten. Zugegeben, die Christen könnten all die Moscheen zerstört haben – obwohl sogar das unwahrscheinlich erscheint – aber sie hätten sicherlich keine opulenten Paläste, Bäder, Befestigungsanlagen etc. zerstört. Dennoch hat nichts von diesen – zumindest nichts, das dem achten bis frühen zehnten Jahrhundert zugeschrieben wird – überlebt. Und selbst wenn wir annehmen, daß solche eine universale und sinnlose Zerstörung stattgefunden hätte, müssen wir annehmen, daß wir zumindest unter der Erde reichlich arabische Fundamente finden würden, wie auch Artefakte, Werkzeuge, Töpferwaren etc.
In der Tat würde der Archäologe in einer Stadt von mehr als einer halben Million Menschen, wie es das Cordoba des achten, neunten und zehnten Jahrhunderts gewesen sein soll, einen Überreichtum solcher Dinge erwarten. Sie sollten mit fast jeder Schaufel voll Dreck aus dem Boden zum Vorschein kommen.
Nun ist Cordoba in den vergangenen siebzig Jahren oder so ausgiebig durchgegraben worden, oft spezifisch um nach arabischen/maurischen Überresten zu suchen. Was ist also gefunden worden?
Laut dem prestigereichen „Oxford Archaeological Guide“ hat die Stadt nach erschöpfenden Ausgrabungen folgendes geoffenbart:
a) den südwestlichen Teil der Stadtmauer, die „vermutlich“ aus dem neunten Jahrhundert ist;
b) einen kleinen Badekomplex aus dem 9./10. Jahrhundert, und
c) einen „Teil“ der Omayyaden-Moschee (8./9. Jahrhundert)
(Oxford Archaeological Guide, Collins 1998, S. 73, 119, 120)
Dies ist alles, was man aus zweieinhalb Jahrhunderten der Geschichte einer Stadt mit angeblich einer halben Million Menschen entdecken kann. Und der Rest Spaniens, der mit gleicher Energie untersucht worden ist, kann wenig mehr liefern. Ein paar Siedlungen hier und ein paar Fragmente von Töpferwaren dort, üblicherweise mit zweifelhafter Datierung und oft als „vermutlich“ aus dem neunten Jahrhundert oder dergleichen beschrieben.
Die schiere Armseligkeit dieser Überreste kann nur angemessen verstanden werden, wenn wir sie mit anderen gut belegten archäologischen Zeitaltern vergleichen. So hat zum Beispiel ein einziges Jahrhundert aus der Geschichte des kaiserlichen Roms nicht tausende, sondern buchstäblich Millionen archäologischer Funde ergeben, von Amphitheatern und Tempeln bis zu Stücken von Töpferwaren und Kunstobjekten. Daß beinahe drei Jahrhunderte islamischer Geschichte – drei Jahrhunderte eines angeblichen Goldenen Zeitalters des Überflusses und Reichtums – von der Atlantikküste Marokkos bis zur Grenze Indiens buchstäblich nichts hervorbringen können, ist eine äußerst erstaunliche Tatsache; eine Tatsache, die unerbittlich zu einer einzigen Schlußfolgerung führt: nämlich daß das Goldene Zeitalter des achten, neunten und zehnten Jahrhunderts ein Mythos ist.
Und die schwer faßbare Natur allen Materials aus diesen drei Jahrhunderten, in jedem Teil der islamischen Welt, läßt uns fragen, ob der Aufstieg des Islams nicht irgendwie fehldatiert worden ist: Denn das erste echte Zeichen (im archäologischen Sinn), das der Islam in Spanien hinterlassen hat, wird auf das mittlere zehnte Jahrhundert datiert, in die Zeit von Abd er-Rahman III; dessen Leben viele auffallende Vergleiche mit seinem Namensvetter und angeblichen Vorfahren Abd er-Rahman I. aus dem achten Jahrhundert zuläßt.
Wiederum gibt es seltsame und auffallende Parallelen zwischen den Hauptereignissen der islamischen Geschichte des siebten und achten Jahrhunderts einerseits und des zehnten und elften Jahrhunderts andererseits. So soll zum Beispiel die christlicheReconquista in Spanien um 720 herum begonnen haben, mit dem großen Sieg von Don Pelayo bei Covadonga; aber die wahre Reconquista begann dreihundert Jahre später mit den Siegen von Sancho von Navarra um 1020. In ähnlicher Weise soll die islamische Invasion Indiens um 710 – 720 mit den Siegen von Muhammad bin Qasim begonnen haben, obwohl die „reale“ islamische Eroberung der Region mit den Siegen von Mahmud von Ghazni begann, ungefähr zwischen 1010 und 1020.
Was bedeutet dies alles?
Der Mangel an moslemischem archäologischem Material aus der Zeit vor dem zehnten und elften Jahrhundert (mit der Ausnahme von zwei oder drei Monumenten wie des Felsendoms in Jerusalem und der Amr-ibn-al-As-Moschee in Kairo, gewöhnlich aus der Mitte des siebten Jahrhunderts) deutet darauf hin, daß der Aufstieg des Islams fehldatiert worden ist, und daß sich irgendein Fehler in die Chronologie eingeschlichen hat. Aber ob Fehler oder nicht, die Tatsache, daß aus der Zeit vor der Mitte des zehnten Jahrhunderts buchstäblich nichts gefunden worden ist, bedeutet, daß der Islam keine blühende, reiche und kultivierte Zivilisation war, während Europa im Dunklen Zeitalter steckte. Im späten zehnten Jahrhundert erlebte Europa seine eigene „Renaissance“, mit einem Aufblühen von Kunst und Architektur, wovon vieles stark an die spätklassischen Werke der späten merowingischen und westgotischen Periode erinnerte.
Original: Islam’s Golden Age: An Archaeological Nonentity, erschienen am 27. Februar 2010 bei „Gates of Vienna“.
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