Islamic terrorism and the Islamic Republic of Iran
Der islamische Terrorismus und die Islamische Republik Iran
آدم کشی اسلامی و فرمانروائی اسلامی ایران
Im Iran führen Al-Qaida-Terroristen ein durchaus sicheres Leben: Sie stehen dort zwar unter Hausarrest, planen aber weiter Anschläge
Foto: Fahndungsfoto ; Soll sich in Teheran aufhalten :
Saif al-Adel
Iran unterhält geheime Terror-Allianz mit al-Qaida :
Von Florian Flade
Von Florian Flade
Nach der US-Offensive in Afghanistan sind viele Taliban in den Iran geflüchtet. Sie stehen dort unter Hausarrest und gelten offiziell als Feinde. Doch tatsächlich profitiert Teheran von den Islamisten.Es ist der 8. Januar 2000. Auf dem Gelände der Tarnak-Farm, eines ehemaligen sowjetischen Agrarbetriebes nahe der afghanischen Stadt Kandahar, kommen Dutzende Islamisten zusammen. Dort lebt zu dieser Zeit Al-Qaida-Gründer Osama Bin Laden mit seiner Familie und engsten Vertrauten. Einige seiner Gefolgsleute tragen Kalaschnikows.Andere haben ihre Kinder auf dem Schoß. Ein Video dokumentiert die Ansprache Bin Ladens. Als die Kamera ins Publikum schwenkt, ist für wenige Sekunden ein Mann mit weißem Turban und krausem Bart zu sehen. Er grinst. Sein Name: Saif al-Adel. Der Ägypter ist schon damals einer der ranghöchsten Führungskader al-Qaidas. Daran hat sich bis heute formal nichts geändert, er gehört weiterhin zu den meistgesuchten Terroristen der Welt.
Jahrelang gab es keine Spur von ihm. Bis jetzt: Nach Informationen der "Welt am Sonntag" lebt al-Adel im Iran, zusammen mit Weggefährten. Sie sind die Führungsreserve des Terrornetzwerks. Die Al-Qaida-Spitze gilt zwölf Jahre nach den Anschlägen von 9/11 als stark geschwächt. Unzählige Kader wurden getötet, im Mai 2011 schließlich Bin Laden selbst.
Doch der Fall al-Adels zeigt: Wichtige Strategen und Ideologen al-Qaidas konnten Amerikas Anti-Terror-Krieg entkommen. Heute leben die Männer, auf die mehrere Millionen Dollar Kopfgeld ausgesetzt sind, rund um die Hauptstadt Teheran und im Norden des Landes, geschützt vor Drohnen und US-Kommandoaktionen.
Flucht über die Grenze :
Nach Gesprächen mit mehreren Geheimdienstlern kann die "Welt am Sonntag" nun nachzeichnen, wie es zu der sicherheitspolitisch sensiblen Konstellation gekommen ist. Als nach 9/11 der Krieg gegen die Taliban in Afghanistan begann, flüchteten die meisten Al-Qaida-Kämpfer in den Osten des Landes. Die Gotteskrieger um Bin Laden verschanzten sich zunächst in den Höhlen von Tora Bora und flohen dann vor dem US-Bombardement über die Grenze nach Pakistan.Dort, in Süd- und Nordwasiristan, fanden die Dschihadisten Unterschlupf bei einheimischen Paschtunen-Stämmen. Weitestgehend autonom etablierte sich in den unzugänglichen Bergdörfern Nordwestpakistans eine Hochburg radikaler Islamisten. Über die Jahre formierten sich hier unter dem Schutz der diversen Taliban-Fraktionen zahlreiche Terrorgruppen. Wie einst in Afghanistan entstanden in Wasiristan terroristische Ausbildungslager für die nächsten Generationen von Al-Qaida-Attentätern.Aber nicht die ganze Al-Qaida-Spitze ließ sich in Pakistan nieder. Einige, zum Teil Ehefrauen und Kinder Bin Ladens, flüchteten aus Afghanistan in Richtung Westen, in den Iran. Im Herrschaftsgebiet des amerikafeindlichen Mullah-Regimes wähnten sich die Dschihadisten sicher. Eine paradoxe Entscheidung.Denn aus Sicht der extremistischen Sunniten gelten schiitische Muslime, wie sie mehrheitlich im Iran leben, aus historischen Gründen und aufgrund ihrer religiösen Traditionen als Abtrünnige und Ketzer. Die iranische Führung wiederum sieht in al-Qaida eine aus Saudi-Arabien finanzierte und von den USA geförderte Terrormiliz, die eingesetzt wird, um in muslimischen Ländern Chaos zu stiften und so westliche Interventionen zu rechtfertigen.
Rumsfeld erhöhte Druck auf das Regime :
Der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erhöhte im Frühjahr 2003 den Druck auf das Regime. Der Iran habe "mehreren führenden Köpfen von al-Qaida Unterschlupf gewährt", so Rumsfeld. Ein Sachverhalt, den Teheran im Juli 2003 offiziell bestätigte. "Bis dahin konnten sie sich im Iran relativ frei bewegen", sagte ein westlicher Geheimdienst-Analyst der "Welt am Sonntag".Dann realisierte die iranische Regierung offenbar, dass die Terroristen ein Risiko darstellen und womöglich amerikanische Aktionen gegen Iran rechtfertigen könnten. Es setzte eine Verhaftungswelle ein. Die Kontrolle über die Terroristen, so das Kalkül in Teheran, würde Washington die Gründe für Angriffe entziehen.Bewacht von Mitgliedern der Revolutionsgarden wurden die Al-Qaida-Mitglieder und Angehörige der Bin-Laden-Familie in Wohnhäuser nahe der Hauptstadt Teheran angesiedelt. Sie fristen seitdem ein Leben in einer Art offener Vollzog. Während die Frauen, angeblich bewacht von Sicherheitskräften, die Häuser zum Einkaufen verlassen dürfen, stehen die Terror-Kommandeure unter Hausarrest.Die "Sicherheitsverwahrung" der Al-Qaida-Mitglieder erwies sich für den Iran als glücklicher historischer Zufall: Das Mullah-Regime setzte die Führungsreserve des Terrornetzwerkes als Tauschobjekt ein. Am 13. November 2008 entführten Islamisten im pakistanischen Peschawar den iranischen Diplomaten Heschmatollah Attarzadeh-Niyaki und verschleppten ihn in nach Südwasiristan.
Dann kam al-Qaida ins Spiel :
Der Konsul befand sich zuerst in der Hand einer Taliban-Gruppierung. Dann kam al-Qaida ins Spiel. Für die Terroristen war der entführte Iraner eine günstige Gelegenheit, die im Iran festgehaltenen Mitglieder freizupressen. Teheran zögerte anfänglich, willigte dann aber in den streng geheimen Austausch ein. Als erste durfte eine Gruppe Terroristen der unteren Führungsebene gehen."Als dann der Diplomat Attarzadeh-Niyaki im März 2010 in den Iran zurückkehren durfte, ließen die iranischen Behörden die mittlere Führungsebene der al-Qaida ziehen", berichtet ein westlicher Geheimdienstler. Im Zuge des geheimen Geiselaustausches kamen auch Bin Ladens Sohn Saad und die Tochter Iman frei. Saad starb im Sommer 2009 bei einem US-Drohnenangriff in Pakistan.Heute stehen nach Informationen der "Welt am Sonntag" noch immer mindestens sechs Al-Qaida-Kader unter iranischem Hausarrest. Einer von ihnen ist Saif al-Adel. Der 53-Jährige gilt als ein Al-Qaida-Mann der ersten Stunde. Er diente im ägyptischen Militär, schloss sich in den 80er-Jahren einer islamistischen Terrorgruppe an, kämpfte in Afghanistan gegen die Sowjet-Truppen und lernte dabei Bin Laden kennen.Innerhalb al-Qaidas stieg der Ägypter zu einem führenden Strategen für die internationale Terrorplanung auf und kannte wohl auch die 9/11-Todespiloten. Nachdem Militärchef Mohammed Atef 2001 durch eine US-Rakete starb, trat al-Adel nach Erkenntnissen westlicher Geheimdienste dessen Nachfolge an. Kurze Zeit später verschwand er in den Iran.
Aufenthalt in Teheran :
Wie die "Welt am Sonntag" aus Geheimdienstkreisen erfuhr, soll sich al-Adel in einem Wohnkomplex nahe der Hauptstadt Teheran aufhalten. Dort hat er wohl problemlos Zugang zum Internet.Per E-Mail gab al-Adel in den vergangenen Jahren einige Interviews, in denen er sich zu al-Qaidas globaler Strategie äußerte. "Er ist ein Denker. Ein Stratege, der auch im Exil noch Einfluss auf das Terrornetzwerk ausübt und in Kontakt mit der Al-Qaida-Führung in Pakistan steht", sagt ein europäischer Geheimdienst-Mann über die heutige Rolle al-Adels.Auch Abdullah sitzt offenbar noch im Iran fest. Der Ägypter soll mitgeholfen haben, al-Qaida in Ostafrika aufzubauen. Er gilt als einer der Drahtzieher der Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998. Die USA führen ihn deshalb auf einer Liste der meistgesuchten Terroristen. Bei der CIA geht man davon aus, dass al-Qaida in den vergangenen Jahren unabhängig von den unter Hausarrest stehenden Kadern ein funktionierendes Netzwerk auf iranischem Territorium aufgebaut hat.
Schleuser und Kuriere :
Unter Führung des Kuwaiters Muhsin al-Fadhli und des Saudi-Arabers Adel Radi Saker al-Harbi entstand eine Organisation aus Schleusern und Kurieren, die Terrorgruppen in Afghanistan, Pakistan und im Irak mit Kämpfern und Geld versorgt und unterstützt – mit Duldung des Irans.In europäischen Geheimdienstkreisen heißt es, es gebe ein inoffizielles Abkommen: Al-Qaida sieht davon ab, im Irak, in Pakistan und anderenorts gezielt Schiiten zu ermorden. Im Gegenzug soll es dem Terrornetzwerk erlaubt sein, begrenzt auf iranischem Staatsgebiet zu agieren."Es gibt keine Beweise dafür, dass al-Qaida und die iranische Regierung jemals bei einem Terroranschlag kooperiert haben", sagte der US- Terrorismus-Experte Peter Bergen der "Welt am Sonntag". Dies bedeute jedoch nicht, dass al-Qaida im Iran nicht eigenständig Anschläge geplant habe."Laut saudischen Geheimdienstlern haben die Al-Qaida-Führer im Iran eine Reihe von Terroranschlägen in Saudi-Arabien genehmigt, bei denen 2003 zahlreiche westliche Ausländer getötet wurden", so Bergen. Ein europäischer Geheimdienstler sagt, die Iraner wüssten sehr genau um die Aktivitäten al-Qaidas in ihrem Land. " Und sie wissen, wie sehr die USA davon genervt sind."
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